APFELBAUM /

Ein wunderschöner Apfelbaum

Ein wunderschöner Apfelbaum

Sorten
Das Sortiment der Äpfel hat sich in den letzten 1o bis 2o Jahren erheblich gewandelt: Zu den zahlreichen alten Sorten sind viele neue Züchtungen dazugekommen. Die neuen Sorten werden auf Unempfindlichkeit und Robustheit gezüchtet. Doch nicht immer halten die Neuheiten, was sie versprechen. Trotzdem sollten bei Neupflanzungen neben den altbewährten Sorten die empfehlenswerten Neuzüchtungen berücksichtigt werden.

Topaz
Eine Lagersorte mit sehr gutem und feinsäuerlichem Geschmack ist die Sorte ‚Topaz‘: Sie war bei Verkostungen ein deutlicher Favorit der testenden Personen. Geschmack und Aussehen erinnern stark an die beliebte Sorte ‚Elstar‘: Die Schorfresistenz ist bereits durchbrochen, wobei sich der Befall auf ein verträgliches Maß eingependelt hat.

Ahrista
In Ahrensburg bei Hamburg wurde die Sorte ‚Ahrista‘ gezüchtet: Sie hat sich neben ‚Ariwa‘ bisher sehr gut bewährt. Selbst bei starkem Befallsdruck konnten sich Krankheiten kaum durchsetzen. Die große Frucht war bei der letzten Ernte in der Versuchsanlage der Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Veitshöchheim ganz ohne Pflanzenschutzmaßnahmen makellos.

Pi-Sorten
Zurzeit erweisen sich die so genannten ‚Pi-Sorten‘ aus Pillnitz bei Dresden, vor allem ‚Pinova‘, als nicht mehr widerstandsfähig: Die bekannte Sorte ‚Pinova‘ ist zwar gut lagerfähig, sehr schmackhaft, saftig und hat eine ideale Fruchtgröße für den Frischverzehr, doch im Hausgarten macht sie wegen ihrer Krankheitsanfälligkeit Sorgen. Trotz seiner geringen Robustheit gegen Schorf ist ‚Pilot‘ auch weiterhin eine empfehlenswerte Sorte. Zu Weihnachten wird diese Sorte genussreif und ist bei entsprechender Lagermöglichkeit sogar bis in den Mai haltbar.

Re-Sorten
Die neuesten Züchtungen aus Pillnitz, die sogenannten ‚Re-Sorten‘, sind widerstandsfähiger gegen Krankheiten als die Pi-Generation: Leider sind nicht alle geschmacklich befriedigend, doch die saftige Tafelsorte ‚Rewena‘ überzeugt mit einem süßsäuerlichen Aroma. Sie ist bis März lagerfähig.

Altbewährte Sorten
Nach wie vor sind einige altbewährte Sorten im Hausgarten empfehlenswert: ‚Kaiser Wilhelm‘, ‚Jonagold‘ und ‚Blenheim‘ können durchaus mit den Apfelneuheiten konkurrieren.

Unempfindliche Sorten Seit etwa fünfzig Jahren versuchen die Apfelzüchter, Sorten zu entwickeln, die resistent gegen den Schorfpilz sind. Hierzu werden Kreuzungen mit resistenten Wildformen, zum Beispiel Malus floribunda, vorgenommen. Inzwischen gibt es eine Reihe von schorfresistenten Sorten, die auch vom Geschmack und Aussehen mit herkömmlichen Sorten konkurrieren können. Es gibt allerdings Berichte, dass der Schorfpilz Rassen gebildet hat, die diese Resistenz überwinden. Deshalb sollte keine allzu große Hoffnung auf diese schorfresistenten Sorten gesetzt werden. Es hat sich außerdem gezeigt, dass sie anfällig gegen Krebs sind.
Unter unseren Klimaverhältnissen ist der Apfelschorf die problematischste Krankheit. Sorten wie Elstar, Jonagold, Gala oder Rubinette sind hochempfindlich. Sie gehören deshalb nicht in den Hausgarten. Zu den robusten Apfelsorten zählen Piros, Dülmener Rosenapfel, Alkmene, Erwin Baur [Sämling von Geheimrat Oldenburg], Freiherr von Berlepsch, Holsteiner Cox, Ingrid Marie, Roter Boskoop sowie Pinova.
Viele der genannten schwach bis mittelstark wachsenden Apfelsorten eignen sich auch für die Kultur im Kübel oder als Spalier. Interessant für beengte Platzverhältnisse sind auch die Säulenbäume. Empfehlenswerte Sorten für diese Wuchsform sind Flamenco, Spurkoop und Red River.

Nachteile der Massenproduktion Immer mehr wirtschaftlich gut verwertbare Apfelsorten mit niedrigen Stämmen werden angebaut. Und rein ökonomisch hat das seine Gründe. Doch die Massenproduktion hat auch negative Folgen: für Verbraucher und Erzeuger, für Geschmack, Gesundheit und Umwelt. Obstbauern im Alten Land wundern sich, dass ihre Nachbarn in Hamburg schon mehr importierte als einheimische Äpfel essen. Die Konsumenten klagen immer öfter über fade schmeckende neue Züchtungen. Alte Sorten und die früher charakteristischen Hochstämme fallen dem Euro-Apfel zum Opfer … die Landschaft verliert an Reiz. Und: Mit der agroindustriellen Monostruktur steigt die Pestizidbelastung, was sowohl für Verbraucher als auch für Gewässer sehr problematisch ist.

Rückschnitt
Ziele
Je nach Alter des Baumes verfolgt man unterschiedliche Ziele: In der Jugendphase, das ist etwa die Zeit von der Pflanzung bis zum Ertrag, muss für einen günstigen Grundaufbau der Baumkrone gesorgt werden. Die drei bis vier Leitäste müssen gleichmäßig um den Stamm verteilt sein und dürfen nicht zu steil anstehen, da sie sonst später, wenn der Baum im Ertrag steht, durch das Gewicht der Früchte ausbrechen könnten. Auch ein zu flacher Kronenaufbau ist ungünstig. Ideal ist ein Astabgangswinkel von etwa 45 Grad. Bei zu flacher, fast waagrechter Aststellung lässt das Triebwachstum später fast ganz nach. Ein lockerer Kronenaufbau, bei dem Blätter und Triebe nicht lange nass bleiben, beugt Pilzkrankheiten vor.
Sobald die Bäume im Ertrag stehen, muss ein Gleichgewicht zwischen Triebwachstum und Ertrag geschaffen werden: Der Triebneuzuwachs darf nicht überwiegen. Die Früchte müssen gut belichtet werden, um optimal ausreifen zu können. Mit zunehmendem Alter lassen Obstgehölze im Triebwachstum nach. Alte Bäume müssen verjüngt werden, das bedeutet, sie benötigen einen starken Rückschnitt. Dies führt zu einer stärkeren Neutriebbildung und Vitalisierung der Pflanzen. Anschließend müssen allerdings noch Korrekturen im Sommer durchgeführt werden. Danach können alte Bäume wieder höhere Erträge mit verbesserter Fruchtqualität bringen.

Rückschnitt im Herbst Im allgemeinen gilt: Ein Rückschnitt im Herbst bewirkt einen stärkeren Neuaustrieb als das Schneiden im Spätwinter. Starker Neuaustrieb ist auch nach sehr weitgehenden Schnittmaßnahmen oder dem Rückschnitt aller Triebe zu erwarten. Häufig wachsen dann so viele Neutriebe, dass eine zu dichte, Licht und Luft undurchlässige Baumkrone entsteht. Darum sollen starkwachsende Bäume nur einen schwachen Rückschnitt erhalten. Entfernt werden steil aufrecht und nach innen wachsende Triebe sowie Konkurrenztriebe. Beim Schnitt ist darauf zu achten, dass immer oberhalb von einem nach außen stehenden Auge bzw. einem Trieb zurückgeschnitten [abgeleitet] wird.
Die reichste Blüten- und Fruchtbildung erfolgt beim Apfel an zweijährigen Trieben: Ältere Triebe sind nur als Gerüst für den inneren Kronenaufbau nötig. An den Fruchtästen alter Bäume befindet sich viel so genanntes Quirlholz [Fruchtspieße], das nur minderwertige Früchte gibt. Solche Fruchtäste leitet man auf jüngere, nach außen stehende Neutriebe ab.

Handausdünnung
Eine der wichtigsten Arbeiten beim Apfel ist die Handausdünnung: Während des Junifruchtfalles haben sich die Bäume schon von einer Vielzahl überzähliger Früchte getrennt. Diese natürliche Regulation reicht aber in der Regel nicht aus. Deshalb sollte jetzt umgehend mit der Handausdünnung begonnen werden.
Vorteile: die Qualität der Früchte steigt [weniger Früchte pro Baum ergeben höhere Zuckerwerte], die Fruchtgröße und Farbe werden verbessert, Beschädigte, deformierte oder an ungünstigen Positionen hängende Früchte können entfernt werden.
Doch wie viele Früchte soll man am Baum belassen? Als Faustzahl kann für Äpfel auf schwach wachsenden Unterlagen [M9] eine maximale Fruchtzahl von 8o Früchten angesehen werden.
Besonders wichtig ist die Handausdünnung bei Alternanzsorten wie Elstar oder Boskoop: Dünnt man in Vollertragsjahren nicht rechtzeitig und genügend aus, kann es sein, dass der Ertrag im Folgejahr sehr gering ist.

Sommerschnitt
Zur besseren Ausfärbung auch bei Frühsorten 14 Tage vor der Ernte der Äpfel einen Sommerschnitt für eine bessere Belichtung durchführen: Dabei werden in der Regel ungünstig stehende diesjährige Triebe entfernt. Vorsicht ist geboten an sehr heißen Tagen mit hoher Einstrahlung wegen Sonnenbrandschäden.

Werkzeug und Durchführung Schnittmaßnahmen sind immer mit scharfen Werkzeugen durchzuführen: Ungeeignet sind Scheren, die nach dem Ambossprinzip arbeiten. Sie erzeugen Quetschwunden, die schlecht verheilen. Sägen mit einem feingezahnten Sägeblatt hinterlassen gewöhnlich keine ausgefransten Wundränder. Sind die Sägewunden trotzdem nicht glatt, so sollte mit einem scharfen Messer oder einer Hippe nachgebessert werden.
Auf größeren Wunden darf kein Wasser stehen bleiben, es muss ablaufen können: ‚Stummelschnitte‘ sind zu vermeiden. Sie stellen für Krankheitserreger geeignete Eintrittpforten dar. Diese Aststücke sterben ab und können nicht durch das Wundgewebe überwallt werden. Günstiger ist ein Schnitt auf Astring, das bedeutet, der Schnitt wird direkt an der Ansatzstelle durchgeführt. Wunden, die mehr als 3 cm Durchmesser haben, können mit einem Wundverschlussmittel behandelt werden. Wichtig ist, die Wunde vor dem Verstellen der Leiter zu verstreichen.
Beobachtungen, wie sich Bäume entwickeln, an welchen Trieben und Zweigen Früchte gebildet werden, sind Voraussetzungen für den richtigen Schnitt.

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